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reinhard weiß
ein paar bemerkungen zu meiner arbeit der letzten zwei jahre
die arbeit an einem meiner bilder liegt meistens zu grunde die "sinnlich-seelische aneignung" eines "bestimmten wirlichkeitsausschnittes", ein "geistiger prozess, ein besonders geartetes sehen, eine intensive tiefenschau, eine im blick auf die äusseren dinge erfolgende bewusstseinskonzentration", die "eine reale verbindung zwischen dem sehenden und dem gesehenen herstellt" oder eine erinnerung, die in ihrer mehr als visuellen vielbeschaffenheit teilweise ähnlich zu sein scheint einem eindruck, der aus der erwähnten "sinnlich-seelischen aneignung" entstanden ist.
den solcherart gewonnen eindruck versuche ich aus seiner vielbeschaffenheit, (aus unterschiedlichen geistigen aggregatzuständen), in rein bildhaftes zu transformieren / zu verlagern (nicht zu abstrahieren).
am beginn dieses prozesses steht nicht selten ein stück papier oder karton, welches oft verblüffend genau eine entsprechung eines anteils des zu übertragenden darstellt, nicht nur durch seinen umriss und sonstige materielle eigenschaften, sondern auch durch ein in ihm akkumuliertes emotionales potential.
das klingt zunächst nach esoterischem brimborium, ist aber lediglich die folge der geschichte des betreffenden papieres. es ist eines aus aberhunderten, in jedweder grösse und beschaffenheit, papiere des alltags und des gebrauches (wie verpackungen, pack- und briefpapiere, ...), im hinblick auf ihre kommende verwendung ausgewählt, die in absichtsvoller (an)ordnung, gleichsam geologisch erdgeschichtliche schichtunen bildend, oft durch mich als bescheiden wirkende kraft tektonischen verwefungen und anderen spuren hinterlassenden manipulationen ausgesetzt, immer wieder in neue zusammenhänge gebracht, gedeutet und erprobt werden, altern und reifen ... , und dabei etwas von all diesen kräften aufnehmen und anreichern. (ein konzentrationsvorgang).
(oft entstehen übrigens spezifische formen durch herausschneiden sämtlicher bildlicher und schriftlicher aufdrucke ...
die daraus resultierende formale logik steht möglicher weise in verbindung mit dem komplex "gedächtnis / vergessen ...")
das weitere erfolgt nur zum teil als formales reagieren auf das bereits vorhandene, vielmehr sind ja alle zukünftigen bildhaften elelmente in verschiedenen geistig/seelischen aggregatzuständen schon vorhanden, ihre transformation/verlagerung gehorcht geeigneterweise nicht ausschliesslich einer logik formaler zusammenhänge.
einhergehend damit (und unter wechselseitiger beeinflussung) entstehen kleinere zeichnungen, teils als (entstehungsgeschichtliche ) skizzen, teils als teil und folge einer ständigen sprach- und wortbeschäftigung, die teilweise aus der (mehr oder weniger) fortlaufenden kaskadenhaften ausdeutung (durchdringung) einzelner worte durch assoziierte begriffe, kombinationen, (ortografische) verschiebungen ... besteht, ... anklänge an medizin, kunstgeschichte, literatur, technik und industriegeschichte, volkskunde, religiöse riten und kulte und deren haidnisch volkstümliche deutung ...
... oft entsteht aus einer wortschöpfung ein zeichen, eine zeichnung, gelegentlich ein modell ...
die mit " " gekennzeichneten zitate stammen aus: e. r. curtius "marcel proust", suhrkamp verlag 1952